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Die Frau, die produziert. Über die Ausbeutung von Frauen in der Bekleidungsindustrie

14.05.2021
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"Drücke Deine Unabhängigkeit mit Mode aus" - fordern die Schlagzeilen bunter Magazine. Es ist jedoch schade, dass sie schweigen, wenn sie eigentlich schreien müssten: "Wenn Du Kleidung aus Discounter anziehst, verurteilst zur Versklavung".

Nimm ein Stück Papier. Mach’ eine Liste von zehn Personen, die Dir nah stehen. Schreibe zuerst zwei Männer und dann Frauen auf. Greife nach der Schere. Schneide acht Namen vom Ende ab. Zerreiße dann das Papier. Die Papierfetzen, die auf diese Weise erstehen, zerdrücke zu einem Papierball und wirf es weg. Warum? Denn dies ist der einfachste Weg, um zu zeigen, dass etwa 80% der Beschäftigten in der Bekleidungsindustrie, also proportional so viele wie die Namen, die Du gerade zerstört hast, Frauen sind. Ihr Schicksal in der Fast-Fashion-Branche unterscheidet sich nicht wesentlich von dem vom Papier, das jetzt tief in dem Mülleimer liegt

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Wer macht Deine Kleidung?

In der Bekleidungsindustrie arbeiten rund 75 Millionen Menschen. 80% von ihnen, also rund 60 Millionen sind Frauen. Ist das viel "nur" eine Million weniger als die Einwohnerzahl Italiens. Stelle Dir vor, dieses Land, das hauptsächlich für seine unbeschwerten Ferien bekannt ist, verwandelt sich über Nacht in eine Bekleidungsfabrik aus Blech. Warum ist dieser Vergleich so wichtig? Weil, wenn wir uns die Zahlen genauer anschauen, werden wir merken, dass hinter jeder steht eine Frau. Normalerweise zwischen 18 und 24 Jahre alt. Sie oder eine ihrer Freundinnen ist beim Nähen von Kleidung für Fast-Fashion-Marken physischer, psychischer und sexueller Gewalt, Ausbeutung und Verletzung der Arbeitnehmerrechte ausgesetzt. Die meisten Menschen, die minderwertige Kleidung nähen (obwohl man hier wachsam sein soll, weil sogenannte Luxusmarken auch billige Arbeitskräfte einsetzen), verdienen weniger als drei Dollar pro Tag. Nachfolgende Inspektionen zeigen, falls sie durchgeführt werden, dass sogar Vierzehnjährige in den Fabriken beschäftigt sind. Die Zeit, die sie für das Lernen und die eigene Entwicklung sich nehmen sollten, widmen sie der Entwicklung ... unserer Modephantasien - dem Nähen von Kleidung, die wahrscheinlich nach einer Saison im Müll landen wird

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Hawana, Kuba. Zdj. Norbert Höldin, Pixabay
Hawana, Kuba. Zdj. Norbert Höldin, Pixabay

 

 

Arbeit ohne Ausweg

Arbeiterinnen billiger Nähfabriken stellen Kleidung her und bleiben oft unter Bedingungen, die ihre Gesundheit und ihr Leben gefährden (es lohnt sich, an die Geschichte der Rana Plaza-Fabrik hier zu erinnern). Sie verbringen 60 (und manchmal mehr) Stunden pro Woche in überhitzten Hallen mit schlechter Beleuchtung und eingeschränktem Zugang zu Wasser und frischer Luft. An den gefährlichsten Orten sind Fluchtwege und Notausgänge blockiert und die Feuerlöscher sind außer Betrieb. Ein Bericht von Labor Behind the Label über die Arbeitsbedingungen in Bekleidungsfabriken in Kambodscha ergab, dass schlechte Belüftung, extreme Hitze, mangelnder Zugang zu Wasser, Überlastung und Kontakt mit Chemikalien zu häufigen Ohnmachtsanfällen und Unterernährung bei den Arbeiterinnen führten. In Äthiopien verdienen Arbeiterinnen im Bereich der Bekleidungsindustrie nur 26 US-Dollar pro Monat und in Bangladesch, wo der größte Teil der Produktion stattfindet, rund 35 US-Dollar. Wie Näherinnen oder Fabrikarbeiterinnen aus der Armut herauskommen sollen, finanzielle Unabhängigkeit erlangen oder ihren Kindern Bildung bieten, wenn sie für ein Monat ihrer Arbeit oft weniger erhalten als die Kundinnen der sogenannten Luxusmarken, die billige Arbeitskräfte nutzen, für ihre T-Shirts bezahlen? T-Shirts, die von Näherinnen in Bangladesch oder Äthiopien genäht werden

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Schweigend

In einem anonymen Interview mit CBS im Jahr 2013 sagt eine Mitarbeiterin einer Bekleidungsfabrik in Bangladesch schockierende Worte: "Wenn wir einen Fehler machen, schlagen uns zumindest unsere Vorgesetzten nicht mehr so ​​wie früher." Das Phänomen der Gewalt in Fabriken, in denen Kleidung hergestellt wird, ist weit verbreitet. Frauen werden brutal für Fehler, Schwangerschaft und körperliche Unwohlsein bestraft - oft verursacht durch die Bedingungen, unter denen sie arbeiten. Über die Tatsache, dass Näherinnen, die unter anderem Kleidung für Discounter nähen, Opfer sexueller Gewalt sind, haben wir anlässlich der Veröffentlichung des Artikels "Polityka" auf unserem Facebook-Profil geschrieben. Die Wochenzeitung, die sich auf den BBC-Bericht bezieht, enthüllte das Ausmaß der brutalen Vergewaltigungen von Uigurfrauen in chinesischen Konzentrationslagern in Xinjiang. Aus dem zitierten Bericht geht hervor, dass bis zu 83 Unternehmen (darunter Nike, H & M und Apple) - oft auch unbewusst - die Sklavenarbeit gefolterter Frauen ausnutzen

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Ciawi, Bogor, Jawa Zachodnia, Indonezja. Zdj. Rio Lecatompessy, Unsplash
Ciawi, Bogor, Jawa Zachodnia, Indonezja. Zdj. Rio Lecatompessy, Unsplash

 

 

Es ist jetzt höchste Zeit, die Produktion in Ordnung zu bringen

In einem Interview für das Internetportal Remake sagt eine der Personen: „Ich denke, das Hauptproblem ist, dass die Fabriken uns als Herstellerkomponente sehen, nicht als Frauen, nicht als Mütter, nicht als Schwestern, nicht als Töchter. Sie sehen uns nur als billige Arbeitskräfte. "

Jemandes Mütter, Frauen, Freundinnen, Töchter, Schwestern - mit einem Wort: Frauen - nähen normalerweise Kleidung, die in Low-Budget-Fabriken hergestellt wurde. Meistens werden ihre Rechte verletzt. Wenn wir uns auf der Seite der fraulichen Unabhängigkeit stellen, sollen wir dann nicht zuerst denjenigen von uns helfen, die es überhaupt nicht alleine schaffen können? 

 

 

Wie kann man Frauen, die in der Bekleidungsindustrie tätig sind, unterstützen?

• Fordere Transparenz von den Unternehmen, bei den Du Kleidung kaufst! Frage nach Inspektionen in Fabriken, überprüfe die Zertifikate.

• Mache das Thema billige Arbeitskräfte in den sozialen Medien bekannt und sprich darüber mit Deiner Freundinnen.

• Erneuere und tausche die Kleidung um. Verkaufe die, die Du nicht mehr trägst – behalte fast fashion.

• Gib einer Näherin in der Nachbarschaft einen Job. Ist Dein Kleid aus dem Secondhand Laden zu breit? Gib es einer Nachbarin, der seit Jahren näht.

• Kaufe neue Kleidung in Geschäften, die Zertifikate haben. Achte auf Fairtrade - dies ist ein Zeichen dafür, dass Arbeiter, die Kleidung herstellen, keiner Gefahr ausgesetzt waren und einen fairen Lohn erhielten.

 

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